UNSER VERHALTENSKODEX

Wie gehen wir im Rahmen unserer Vereinsarbeit mit Wissen, Meinungen, Menschen und letztlich auch uns selbst um? Unsere Ideale haben wir in 12 Artikeln festgehalten:

#1 WIR DIKTIEREN NICHT
Aufklären bedeutet nicht vorzuschreiben, was Menschen denken oder tun sollen. Es bedeutet Räume zu schaffen, in denen Menschen mit Hilfe ihres Denk- und Empathievermögens zu eigenen Erkenntnissen gelangen können.
#2 WIR BLEIBEN AUF DEM BODEN
Jeder hat einen Verstand, doch nicht jeder hatte die gleichen Chancen. Die Tatsache, dass wir uns mit relevanten Themen beschäftigen dürfen, ist keine Leistung, sondern ein Privileg. Wir stellen uns weder intellektuell noch moralisch über andere.
#3 WIR WISSEN, DASS WIR NICHTS WISSEN

Nope. Wir haben keine besondere Ahnung von irgendetwas. Und als Vereinsmitglied musst du das genauso wenig. Was wir mitbringen, ist der Mut, uns das einzugestehen und die Lust nach Antworten zu graben – ob in uns selbst, im Hirn von ausgewiesenen Expert:innen oder im World Wide Web. Wir wollen unsere kindliche Naivität wiederbeleben, die irgendwo zwischen Kindergarten, Bachelorarbeit und der dritten Staffel Games of Thrones verloren gegangen ist. Wir wollen uns erlauben, das Offensichtliche und das vermeintlich Normale zu hinterfragen. Und wir wollen die nervigste Frage aller Zeiten wieder salonfähig machen – das kindliche und doch so wichtige: Aber waruuum?

#4 WIR WÜRDIGEN DIE KOMPLEXITÄT DER DINGE
Kaum hat man Palmöl aus der Küche verbannt, findet man heraus, dass das Ausweichen auf andere Pflanzenöle noch umweltschädlicher ist. Kaum beginnt man den Einfluss von Banken auf unser Wirtschaftssystem zu durchschauen, tauchen neue Finanzplayer wie Blackrock auf. Und kaum glaubt man zu verstehen was Feminismus wirklich bedeutet, entdeckt man Begriffe wie Liberaler Feminismus oder Intersektionaler Feminismus.

Wir öffnen Türen, tappen im Dunkeln, suchen, finden, erkennen und landen schliesslich vor drei neuen Wegabzweigungen. Ja, diese Welt steckt voller #rabbitholes. Statt also so zu tun, als gäbe es auf grosse Fragen schnelle Antworten, zelebrieren wir lieber das kollektive Verlorengehen.

#5 WIR BEGEGNEN EINANDER MIT HERZLICHKEIT
Eine bessere Welt beginnt im täglichen Umgang miteinander. Ob im Email-Postfach, am Telefon oder in den Kommentarspalten – wir sind nett. Richtig, richtig nett. Auch dann wenn andere es nicht sind.
#6 WIR VERGRÖSSERN UNSERE BUBBLE
Oft werden wir gefragt, wie wir Menschen ausserhalb unserer «Bubble» erreichen wollen. Was bei dieser Frage zweifelsohne mitschwingt, ist die Annahme, dass Personen innerhalb unserer urbanen, pluralen und nachhaltigkeitsliebenden «Bubble» weniger Denkanstösse bräuchten als Menschen ausserhalb. Doch dass ein Minimal Waste Lifestyle, eine vegane Ernährung oder die Teilnahme an Klimademos (um nur einige Bubble-Merkmale zu nennen) etwas über das selbstständige Denkvermögen aussagen, wagen wir zu bezweifeln. Auch der «richtigen Sache» kann man wunderbar hinterherlaufen, auch eine gerechtigkeitsliebende Haltung kann blind sein und auch beim Fingerzeig auf Trump-Wähler & Co., ist vieles oft zu kurz gedacht. Insofern ja, wir werden uns immer wieder bemühen die Grenzen unserer Bubble zu weiten. Doch zugleich werden wir nicht müde daran zu erinnern: Auch du liebe Bubble bist Teil des Problems. Auch dich lohnt es sich zu erreichen.
#7 WIR VERSUCHEN EINANDER ZU VERSTEHEN
Woher kommt der Rassismus meiner Oma? Weshalb kaufen Stadtbewohner SUVs? Warum machen es selbst Frauen anderen Frauen schwer? Und wie kommt es, dass ein und dieselbe Person Hunden gegenüber Mitgefühl empfinden kann, Schweinen aber nicht?

Das Leben ist ein konstanter Lernprozess. Ob wir es wollen oder nicht. Jeder von uns gewinnt zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche Einsichten und Erkenntnisse. Das meiste von dem was wir heute für unsere Meinung halten, kannten wir als 4-jährige noch nicht. Und ob wir in 10 Jahren immer noch so denken und fühlen – who knows? Wenn wir also Menschen begegnen, deren Meinung wir nicht teilen oder sogar zutiefst verurteilen, könnten wir auch folgendes tun: Zuhören. Warum ist eine Person an dem Punkt, an dem sie sich aktuell befindet? Was im Leben hat sie beeinflusst? Welche Informationen fehlen ihr? Welche fehlen mir? Der Einblick in andere Denkweisen hilft uns diese Welt in ihrer Komplexität zu verstehen. Und diese Welt zu verstehen ist ziemlich wichtig, wenn man sie ändern will.

#8 WIR DULDEN KEINE DISKRIMINIERUNG

Rassismus, Sexismus, Abelismus, Homo-, Queer- und Transfeindlichkeit o.ä. werden nicht geduldet. Zwar wollen wir Räume schaffen in denen auf einer theoretischen Ebene über das Thema Diskriminierung gesprochen werden kann, doch die Diskriminierung einzelner Personen oder Personengruppen im Umgang miteinander werden nicht toleriert. Wir schützen uns gegenseitig und greifen ein, wenn wir diskriminierendes Verhalten beobachten.

#9 WIR SPIELEN MIT OFFENEN KARTEN UND WER WILL KANN MITSPIELEN
Wir träumen von einem Verein, in dem Menschen möglichst eigen-verantwortlich agieren können. Um das zu erreichen, formulieren wir einen klaren Kodex, vermeiden unnötige Hierarchien und setzen auf transparente Strukturen.

In anderen Worten: Du hast Fragen, frag. Du willst mitreden, tu es. Du hast konstruktive Kritik, her damit. Du willst die Karten selbst in die Hand nehmen, nichts lieber als das.

#10 WIR DÜRFEN DINGE WAGEN
Wo wir hinwollen? In eine Welt, in der jeder Mensch sich seines Verstandes und Empathievermögens bedienen kann. Ob wir einen ausgefeilten 10-Jahres-Plan haben, der uns den Weg weist? Nein. Sollten wir es dann lieber lassen? Absolutely not. Es nicht zu wagen ist keine Option. Lieber begeben wir uns in den Sandkasten und finden „learning by doing“ heraus was funktioniert und was nicht.

In einer Welt, in der sich so vieles so dringend ändern muss, wäre es tragisch in lähmenden Perfektionismus zu verfallen. Alles was wir tun, tun wir deshalb mit kindlichem Entdeckergeist. Statt uns mit hypothetischen Unsicherheiten aufzuhalten, bauen wir Sandburgen, probieren Dinge aus, rechnen Rückschläge mit ein, stärken uns gegenseitig den Rücken und erlauben uns Ideen nach und nach zu verbessern – und zwar draussen in der Welt und nicht auf einem Blatt Papier.

#11 WIR ERLAUBEN UNS DIE FREUDE AN DER SACHE
Der Welt ist nicht geholfen, wenn die eigene Aufklärung in Frustration und Pessimismus mündet. Deshalb gestalten wir unseren Verein, unser soziales Miteinander und unsere Formate so, dass sie Freude bereiten. Auch wenn – oder gerade weil – aufklärungswürdige Inhalte sehr bedrückend sein können.
#12 WIR SIND GUT ZU UNS
Dank uns wird die Welt nicht gerettet, ohne uns aber auch nicht.
Wir kennen unsere Grenzen und sorgen dafür, dass wir nicht ausbrennen. Bei ehrenamtlichen Tätigkeiten achten wir darauf, dass der Einsatz unserer Vereinsmitglieder mit einer gesunden Work-Verein-Life-Balance verträglich ist. Wir agieren präventiv, nicht dann wenn es zu spät ist. Nur wenn wir gut zu uns sind, werden wir Gutes in die Welt bringen.