Hi. Du hast unseren Artikel im «Fokus Eusi Jugend» in der 20min gelesen und fragst dich: And now what? Dann sind wir froh, dass du hergefunden hast. Auf dieser Seite findest du konkrete Hilfestellungen, mit denen du auf ein «wie» statt auf ein «was» hinarbeiten kannst.

FÄHIGKEIT 1

Reminder 1

Der Hauptzweck deines Hirns ist es, dich möglichst lange am Leben zu halten [1]. In deinem Kopf wohnt also ein kognitiver Geizkragen, der lieber Gedanken von aussen recycelt, als Energie auf reflektierte Denkprozesse zu verschwenden.

Reminder 2

Die meisten deiner Gedanken hast du dir nicht ausgesucht. Du darfst ihnen also schamlos zuhören.

Reminder 3

Und besonders wichtig: Du darfst deinen Gedanken Alternativen anbieten. 

1

Gedankenfangis: Bekomme einen Überblick über all die klebrigen Gedanken in deinem Kopf.

Gedankenfangis ist wie Tagebuchschreiben, nur ohne Filter, ohne den Anspruch, dass irgendetwas schön klingt oder dass irgendetwas davon Sinn ergeben muss. Gedankenfangis bedeutet, Gedanken zu fangen. Es bedeutet, wie eine Katze vor ein Mauseloch zu sitzen und jeden noch so unangenehmen, peinlichen, neidischen, fiesen, unerwarteten Gedanken zu notieren. Um regelmässig eine Idee davon zu bekommen, was sich in deinem Kopf überhaupt abspielt und zwar ohne, dass du dir das ausgesucht hast. Denn nein, du bist nicht deine Gedanken. Du bist die Handlungen, die du aus deinen Gedanken ableitest.

Gedanken sind klebrig wie Kaugummis. Sie landen auf dem Asphalt unseres Lebens und bleiben – bis wir uns die Mühe machen, hinzusehen und sie mit viel Mühe abzukratzen.

Anleitung

1.
Stell dir einen Timer (z.B. für 15 min). Je mehr Zeit du dir nimmst, desto tiefer kannst du graben.

2.
Erlaube dir alles, wirklich ALLES, schamlos niederzuschreiben, was dein Kopf an Gedanken produziert. Wichtig: Je tiefer du gräbst, desto herausfordernder kann es werden. Falls du merkst, dass du dich mit der Zeit unsicher oder ängstlich fühlst, kannst du dich jederzeit mit den Körperübungen (siehe unten) beruhigen. Grundsätzlich solltest du darauf achten, stets länger aus- als einzuatmen.

3.
Wenn die Zeit um ist: Halte dir als Erstes nochmals vor Augen, dass du dir all diese Gedanken nicht ausgesucht hast. Dass es Gedanken sind, die im Laufe deines Lebens in dein Unterbewusstsein eingesickert sind. Du hast sie aufgeschnappt bei deinen Eltern, in der Schule, auf Tiktok oder Instagram. Du darfst sie zu deinen machen, du darfst sie aber auch durch andere ersetzen.

4.
Schau dir nochmals genau an, was du alles niedergeschrieben hast. Identifiziere die Gedanken, die dein Leben besonders stark beeinflussen und reflektiere, woher diese kommen könnten. Mit diesen Gedanken als Basis kannst du zu Übung 3 übergehen.

Den Zettel kannst du danach zerreissen und wegwerfen oder behalten, um zu beobachten, wie sich deine Gedanken im Laufe der Zeit verändern.

Wichtig zu wissen: Wir alle haben sexistische, rassistische, homofeindliche, ableistische und speziesistische Gedanken. Wir alle haben neidische, vergleichende, abwertende Gedanken, uns selbst und anderen gegenüber. Das ist völlig normal – wir müssen uns nur vor Augen halten, in was für einer Welt wir aufwachsen. Der Gedankensalat in unseren Köpfen speist sich aus dem, was wir seit unserer Geburt beobachten und unbewusst abspeichern. Und für diesen können wir erst einmal nichts. Die Frage ist deshalb nicht, ob wir solche Gedanken haben, sondern wie wir mit ihnen umgehen. Ob wir sie unkommentiert stehen lassen oder sie reflektieren, korrigieren und alternative Gedanken anbieten.

 

Gedankenfangis ist übrigens eine Form von Meditation. Eine, die dir allerdings etwas Kontrolle ermöglicht. Wenn du dich erstmals in die Stille einer Meditation begibst und noch nie für Ordnung in deinem Kopf gesorgt hast, können all die Gedanken, die plötzlich auf dich einprasseln, sehr überflutend sein. Und auch wenn du deinen Körper noch nicht so gut regulieren kannst (siehe Abschnitt 2), wird dir Stillsitzen im Schneidersitz schwerfallen. Es ist also okay mit Gedankenfangis und Atemübungen zu beginnen, um dir nach und nach das stille Meditieren zu ermöglichen.

2

Gedankenfangis mit Freund*innen: Willkommen im unterhaltsamsten Kino, der Welt – euren eigenen Köpfen.

Bei der Short-Version des Gedankenfangis lesen wir einander Fragen, Sätze oder einzelne Worte vor und schauen, was die allerallerallererste Assoziation unseres Hirns ist. Das kann ein Wort, ein Satz, ein ganzer Gedanke, ein Bild, oder ähnliches sein. Wichtig ist, dass du dir erlaubst, dasjenige auszusprechen, was als Erstes da war. Das fällt umso leichter, je bewusster du dir machst, dass du dir deine ersten spontanen Gedanken niemals selber aussuchst.

Beispiel: Denk an ein Land.

An welches Land hast du gedacht? Und hast du dir dieses Land bewusst ausgesucht? Sprich, hast du in deinem Gedächtnis durch einen Atlas geblättert und zwischen den knapp 200 Möglichkeiten bewusst gewählt? Oder war das Land einfach da? Wir kennen die Antwort: Es ist einfach aufgetaucht. Und auf dieselbe Weise tauchen den ganzen Tag Gedanken in unseren Köpfen auf, die wir dringend reflektieren sollten. 

Anleitung

1.
Triff dich mit einem Menschen, vor dem du dich besonders wenig schämst.

2.
Macht euch nochmals bewusst, dass ihr euch den ersten Gedanken, der kommt, NIEMALS ausgesucht habt und euch dementsprechend NICHT für diesen Gedanken schämen müsst. Ganz im Gegenteil, dadurch, dass ihr ihn anschaut, könnt ihr ihn überhaupt reflektieren. Auf diese schamlose Offenheit dürft ihr stolz sein.

3.
Sammelt Fragen, Worte, Namen o.ä. und lest einander eure Listen vor. Lasst kurze Lücken zwischen den Begriffen, damit ihr eurem Hirn gut zuhören könnt. Notiert alle Gedanken, die spontan auftauchen und teilt die Ergebnisse miteinander.

Inspiration für Fragestellungen findest du in unserem Selbstreflexionsbooklet oder in unseren Format wirmüssenreden zu den Themen Wut, Scham und Anerkennung.

4.
Wenn ihr Lust habt, könnt ihr euch in einem nächsten Schritt fragen, woher dieser Gedanke kommen könnte – vor allem, wenn ihr eigentlich nicht mit ihm einverstanden seid.

3

Geistiges Software Update: Formuliere alternative Gedanken, damit du die Gedanken, die du nicht mehr denken willst, langsam ersetzen kannst. 

Wir müssen die Dinge, die unser Hirn uns erzählt, nicht unkommentiert hinnehmen. Wir dürfen uns neue, nettere und für uns stimmigere Alternativen überlegen.

Anleitung

1.
In einem ersten Schritt musst du dir den Gedanken bewusst werden, die du nicht so gern hast (z.B. «Du bist nur schön, wenn du schlank bist»).

2.
Dann kannst du dir überlegen, was du dir selbst für eine Alternative anbieten könntest (z.B. «Mein Körper ist schön, denn er leistet jeden Tag grossartiges für mich.»). Das ist manchmal gar nicht so einfach. Was hilft, ist dir jemanden vorzustellen, den*die du sehr gern hast und dir zu überlegen, was du ihm*ihr in der gleichen Situation sagen würdest.

3.
Am besten schreibst du deine ganz persönlichen Alternativen auf ein grosses Blatt Papier und hängst sie irgendwo auf, wo du sie oft sehen kannst. Oder du machst ein Foto davon und speicherst es als Handy Lockscreen. Es dauert nämlich, bis wir alte geistige Nervenbahnen durch neue ersetzen. Je öfters du diese neuen Sätze denkst, desto einfacher wird es dir fallen, den Gedanken, die du nicht mehr hören möchtest, zu widersprechen.

Speicher dir die obenstehende Liste gerne als Inspiration auf deinem Handy ab.

FÄHIGKEIT 2

Reminder 1

Nur im Entspannungs-Modus können wir Unsicherheiten aushalten, uns mit anderen verbunden fühlen und reflektiert denken. Im Kampf-Flucht-Modus verlieren wir all diese Fähigkeiten [2].

Reminder 2

Leider leben wir in einer Welt, in der Status, Leistung und was andere von uns denken so viel zählen, dass unser Körper unnötig oft Situationen als gefährlich einstuft. 

Reminder 3

Du kannst lernen, deinen Körper aktiv zurück in die Entspannung zu regulieren.

1

Abschütteln: Finde hüpfend zurück in eine körperliche Sicherheit.  

Yes, as easy as that. Das, was Hunde nämlich mehrfach am Tag und völlig reflexartig tun, ist letztlich eine ziemlich einfache und zielsichere Art, den eigenen Körper von einer Anspannung in die Entspannung zurückzubringen [3]. Wenn sich deine Gedanken also mal in einem Strudel verfangen, du dich unsicher fühlst oder sehr starke Gefühle empfindest, kannst du folgendes tun: Dich ganz wild schütteln, auf einem Trampolin hüpfen oder zu einem Gutelaune-Song deiner Wahl abtanzen. Durch das Schütteln imitierst du die Entladung, die dein Körper vornimmt, wenn er dich zurück in den körperlichen Entspannungszustand bringt – z.B. beim Zucken kurz vor dem Einschlafen. 

Wichtig ist, dass du wirklich alles gibst – egal wie es aussieht. Mindestens so heftig wie Billie Eilish und ihre Fans hier im Video:

2

Mental Distraction Method: Zähle so schnell wie möglich Gegenstände & Farben auf, um dich in Notsituationen zu beruhigen.

Warst du schon mal kurz vor einem Blackout oder hast in einer Streitsituation, Dinge gesagt, die du eigentlich nicht sagen wolltest? Wenn dir mal alles zu viel wird und du nicht mehr klar denken kannst, dann hilft folgendes: Solange Gegenstände und ihre Farbe aufzuzählen, bis du dich wieder ruhiger fühlst. Klingt banal, ist es auch. 

Was dabei passiert, ist, dass wir unser Hirn ablenken oder besser gesagt, umlenken. Denn wenn wir in einer unsicheren Situation sind, ist ein Teil des Hirns besonders aktiv: die Amygdala. Wenn wir dann anfangen im Raum umherzuschauen und überlegen, welchen Gegenstand welche Farbe hat und das laut aussprechen, wird ein anderer Teil im Hirn aktiviert [4]. So bleibt weniger Energie übrig für die Amygdala und sie beruhigt sich. Und wir beruhigen uns auch. 

Anleitung

1.
Zähle Gegenstände, die du im Raum vorfindest, zusammen mit ihrer Farbe auf. Gelbe Lampe. Blauer Stift. Grüne Pflanze. Rotes Buch. Wichtig ist, dass du das so schnell machst wie möglich.

2.
Mach die Übung am besten mindestens 1 Minute lang. Und mindestens so lange, bis du spürst, dass du ruhiger wirst und die Situation sich verändert. In der Regel ist man am Anfang eher langsam und die Übung ist mühsam und wenn sich der Körper langsam beruhigt, wird man mit der Zeit immer schneller.

Du kannst die Übung auch mit jemanden zusammen machen, indem ihr abwechselnd Gegenstände und Farben benennt.

3

Affect Labeling: Benenne Gefühle so konkret wie möglich, um in dir ein Gefühl von Sicherheit auszulösen.  

Wenn du merkst, dass deine Gefühle dich überrollen oder deine Stimmung plötzlich kippt, kann es helfen deine Gefühlslage so klar wie möglich zu benennen. 

Warum das hilft? Wenn wir in einer unsicheren Situation sind, ist ein Teil des Hirns besonders aktiv: die Amygdala. Wenn wir darüber nachdenken, wie wir uns gerade fühlen, dafür ein Wort suchen und das dann laut aussprechen, wird ein anderer Teil in unserem Hirn aktiviert. So bleibt weniger Energie für die Amygdala und sie beruhigt sich. [5] Und wir uns mit ihr. Kurz gesagt: Name it to tame it – benenne das Gefühl, um es zu zähmen.

Zudem ordnen wir auf diese Weise den diffusen und chaotischen Gefühlszustand, der in uns so viel Unsicherheit auslöst. Indem wir unsere Gefühle und die Auslöser genau benennen, können wir lernen starke Gefühle zu empfinden und uns dabei trotzdem sicher zu fühlen.

Und weil es alles andere als einfach ist, genaue Worte für konkrete Gefühlslagen zu finden, hast du am besten immer eine Gefühlsliste dabei (siehe Bild).

Anleitung

1.
Halte dir die Gefühlsliste vor Augen und beobachte, welche Worte dich gerade am stärksten anspringen.

2.
Schreibe nieder oder spreche aus, wie du dich fühlst.

3.
Frag dich, welche Situation, welcher Mensch oder welche Erinnerung die vorliegenden Gefühle in dir ausgelöst haben könnte. Manchmal kramt unser Kopf ganz alte Geschichten hervor, für die wir uns plötzlich schämen oder die uns plötzlich traurig machen können. Nach Motto: «Weisst du noch, als du damals dies und jenes gesagt hast – das war soo peinlich». Wenn wir uns diese unbewussten Prozesse und Gedankengänge bewusst machen, können wir zum einen verstehen, warum wir uns plötzlich so fühlen und uns zum anderen dabei helfen, die jeweilige Gefühlslage aufzulösen.

Tipp: Nach dem Aufwachen ist es auch manchmal ein Traum, dessen Gefühlslage in uns hängen geblieben ist. 

Speicher dir die untenstehenden Bilder gerne auf deinem Handy ab.


Kalt Duschen: Begebe dich bewusst in Stresssituationen und atme «als wär nix», um einen entspannteren Umgang mit Stress zu trainieren.

 

Es ist halb so schlimm, wie es klingt und um ein vielfaches effektiver, als wir uns vorstellen konnten.

Anleitung

1.
Versuch nach deiner warmen Dusche den Wasserhahn abrupt auf kalt zu drehen. Und während dessen ganz langsam und tief auszuatmen.

2.
Was passiert? Das kalte Wasser bedeutet für unseren Körper Stress und wir rutschen in den Kampf-Flucht-Modus. Dein Körper schüttet dann Botenstoffe und Hormone aus, die schmerzhemmend wirken und deine Konzentrationsfähigkeit, die Wachheit und die Aufmerksamkeit steigern [6].
Was dein Körper jetzt eigentlich tun möchte, ist in Panik und Schnappatmung verfallen. Darum ist das allerwichtigste dabei, dass du ganz langsam und tief ein- und ausatmen. So zeigst du deinem Körper, dass er in Sicherheit ist [7].

Am Anfang reichen 10 Sekunden und du kannst dich, wenn du willst, langsam steigern. Und immer dran denken: Laaaaaaangsam atmen.

5
Weitere Atemübungen: Sei ängstlichen Gedanken überlegen, indem du deinen Körper austrickst.   

 

Wenn wir langsam und lange ausatmen, zeigen wir unserem Körper, dass wir in Sicherheit sind. Du trickst ihn in gewisser Weise aus. Denn dein Körper denkt sich «ja gut, wenn da jetzt so entspannt rumgeatmet wird, dann muss ja alles okay sein». 

Warum das funktioniert? Beim Einatmen schlägt dein Herz schneller, da es den frischen Sauerstoff im ganzen Körper verteilen will. Beim Ausatmen hingegen entspannt sich dein Körper und dein Herz schlägt langsamer. Wenn wir also länger aus als einatmen, ist unser Körper länger in der Ruhe. Wenn wir das genug lange tun, rutscht unser Körper zurück in den Entspannungs-Modus [8]. Und das ist, wo wir hinwollen, wenn wir klar denken und gute Entscheidungen treffen wollen.

Anleitung

 Atemübungen, die dir beim Rumtricksen helfen können, gibt es viele und Anleitungsvideos auf Youtube wie Sand am Meer.

Wenn du dir nur eine Übung merken willst, ist es diese: Langsamer ausatmen als einatmen. Du kannst zum Beispiel beim Einatmen bis 4 zählen und beim Ausatmen bis 8. Und das mindestens zehnmal hintereinander.

FÄHIGKEIT 3

Reminder 1

Es ist erwiesen, dass nicht Leistung, Abschlüsse oder viel Geld ein gutes Leben ausmachen, sondern wie verbunden wir uns zu unseren Freund*innen fühlen [9].

Reminder 2

Unsere Bindungen sind tiefer, je ehrlicher wir zeigen können, wer wir wirklich sind und wie es uns wirklich geht.

 

Reminder 3

Gefühle benennen, ist gar nicht so einfach. Du darfst also immer eine Hilfestellung dabei haben. 

1

Check-Ins mit Freund*innen: Wie geht es dir wirklich?

Egal ob ihr euch in der Badi trefft, zusammen in den Urlaub fahrt oder in den Ausgang geht. Ein Check-In lohnt sich jeden Tag und immer. Ihr beugt Konflikte vor, fühlt euch verbundener und könnt auf die individuelle Stimmungslage des Tages eingehen.

Anleitung

Beantwortet nacheinander folgende zwei Fragen. Lasst euch dabei ausreden, ohne zu reagieren. Die Übung funktioniert auch in grossen Gruppen. Wir haben es auch schon mit 20 Personen gemacht. Plant einfach genug Zeit ein.

1.
Wie geht es dir wirklich?
In anderen Worten: wie fühlst du dich? Was beschäftigt dich? Welche Stimmen sind gerade besonders laut in deinem Kopf? Gibt es etwas, das gestern/vor einer Woche/vor einem Jahr passiert ist, dass deine Stimmung in diesem Moment beeinflusst?

Wenn ihr das Bedürfnis habt aufeinander zu reagieren, dann fragt am Ende eines Beitrags: Darf ich dir eine Frage stellen? Darf ich etwas zu X oder Y sagen? Darf ich auf das, was du gesagt, hast reagieren?

2.
Was brauchst du, damit heute ein guter Tag/Nachmittag/Abend für dich wird?

2

Beziehungen sortieren: Wer hilft dir am ehesten, du selbst zu werden? 

Liste alle Menschen auf, mit denen du irgendwie in Beziehungen stehst: Mit wem fühlst du dich wie du selbst und tankst tendenziell Energie? Bei wem hast du das Gefühl eine Rolle zu spielen und tendenziell Energie zu verlieren? Was hat die erste Gruppe gemeinsam, was die zweite?

Anleitung

1.
Lege eine Liste mit zwei Spalten an.

Spalte A: Menschen, bei denen ich ganz ich selbst sein kann und mich nach dem Treffen energiegeladener fühle.
Spalte B: Menschen, bei denen ich tendenziell eine Rolle spiele und mich nach einem Treffen energieloser als vorher fühle.

2. 
Gehe gedanklich durch alle Beziehungen, die du hast und versuche herauszufinden, wo du wen tendenziell verorten würdest.

3.
Frage dich, warum du dich bei einigen Personen wohler fühlst als bei anderen. Was hat die eine Gruppe gemeinsam, was die andere? 

4.
Überlege dir bewusst, in welche Beziehungen du Arbeit investieren möchtest. Mit wem möchtest du mehr Zeit verbringen? Mit wem weniger? Und warum?

Diese Übung ist um einiges schwerer als sie auf den ersten Blick scheint. Und kann auch ganz schön unangenehm sein. Du darfst dir also Zeitlassen und deine Antworten auch mal eine Nacht oder ein paar Wochen lang ruhen lassen. 

3
Versuche zu verstehen, was wirklich wichtig ist im Leben: Beziehungen, in denen du dich verbunden fühlst.

Eine Studie der Harvard-University mit 754 Teilnehmenden und einer Laufzeit von 75 Jahren hat ergeben, dass es nicht Leistungen, Titel oder Geld sind, die ein gutes Leben ausmachen, sondern gute Beziehungen. Ehrliche Beziehungen machen nicht nur glücklicher, sondern auch gesünder.

Schau dir gerne den nachfolgenden Ted Talk an, um noch mehr darüber zu lernen.

Egal in welchem Beruf wir uns letztlich wieder finden:
Unser Leben wird sich immer nur so sicher anfühlen, wie unsere Beziehung zu unseren Gedanken, zu unserem Körper und zum Rest der Welt.

Quellen:

1 Barrett, L. F. (2021). Seven and a Half Lessons about the Brain. Houghton Mifflin Harcourt.

2 Levine, P. A., & Mate, G. (2010). In an Unspoken Voice: How the Body Releases Trauma and Restores Goodness. North Atlantic Books.

3 Berceli, D., Salmon, M., Bonifas, R., & Ndefo, N. (2014). Effects of Self-induced Unclassified Therapeutic Tremors on Quality of Life Among Non-professional Caregivers: A Pilot Study. Global Advances in Health and Medicine, 3(5). https://doi.org/10.7453/gahmj.2014.032

4 McRae, K., Hughes, B., Chopra, S., Gabrieli, J. D. E., Gross, J. J., & Ochsner, K. N. (2010). The Neural Bases of Distraction and Reappraisal. Journal of Cognitive Neuroscience, 22(2), 248–262. https://doi.org/10.1162/jocn.2009.21243 

5 Torre, J. B., & Lieberman, M. D. (2018). Putting Feelings Into Words: Affect Labeling as Implicit Emotion Regulation. Emotion Review, 10(2), 116–124. https://doi.org/10.1177/1754073917742706

6 Jungmann, M., Vencatachellum, S., van Ryckeghem, D., & Vögele, C. (2018). Effects of Cold Stimulation on Cardiac-Vagal Activation in Healthy Participants: Randomized Controlled Trial. JMIR Formative Research, 2(2), e10257. https://doi.org/10.2196/10257

7 Hof, W., & PhD, E. E. (2020). The Wim Hof Method: Activate Your Full Human Potential. Sounds True.

8 Noble, D. J., & Hochman, S. (2019). Hypothesis: Pulmonary Afferent Activity Patterns During Slow, Deep Breathing Contribute to the Neural Induction of Physiological Relaxation. Frontiers in Physiology, 10. https://doi.org/10.3389/fphys.2019.01176

9 Vaillant, G. E. (2015). Triumphs of Experience: The Men of the Harvard Grant Study. Belknap Press: An Imprint of Harvard University Press.

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